Santiago – Muxia, Feb/März 2022

Freitag, 18.02.2022 Prolog

(R) Vorab: Ein Teil der Geschichte wird wieder aus dem Gedächtnis erzählt, da trotz guter Vorsätzen das Tagebuch nicht durchgehend zum Einsatz kam. Kein Wunder, blieb teilweise doch kaum Zeit, weil sich die Ereignisse überschlugen… Aber der Reihe nach…
Wir können es kaum glauben, die im letzten Jahr gebuchten Flüge finden statt und auch die Einreiseformalitäten haben sich wenigstens soweit geändert, dass es nicht völlig abwegig ist, die Reise anzutreten. So geht es vergnügt Richtung Frankfurt Hahn, wo der Flug um 11.30 Uhr pünktlich startet. Rucksackgewicht erträgliche 8 Kg bei Conny, 9,7 kg bei mir. Kein Wunder, schleppe ich doch eine kurz vorher erworbene Drohne mit (nochmals vielen lieben Dank an dich, Frank, falls Du das liest!!!).
In Porto ebenso pünktlich gelandet, geht es aus der Flughafenhalle raus, rechts am Anfang des Gebäudes ist die Bushaltestelle für den Bus, der uns auf direktem Weg nach Santiago bringen soll. Sehr praktisch! Auch das klappt wie am Schnürchen und so erreichen wir abends gegen 20.30 Uhr Santiago und unsere Unterkunft, das „Fornos“, wo wir ja schon öfter günstig und gut genächtigt haben. Diesmal kostet die Übernachtung 40.- €, das geht aber noch billiger, mehr dazu später.


Samstag, 19.02.2022

(R) Spät verlassen wir das“Fornos“, es ist nach 9.00 Uhr, mit 3° Grad kalt, aber trocken. Auf zur Tourist Info, Pilgerpässe holen: zu! Auch der QR Code an der Tür hilft uns nicht weiter, aber um 10.00 Uhr wird geöffnet. Also wieder zurück in die Altstadt, einen Kaffee trinken und wieder zurück. Die ersten Kilometer sind somit schon abgespult ohne weit gekommen zu sein… 😄
Aber jetzt raus aus Santiago, irgendwie hab ich alles kürzer in Erinnerung… Wir gönnen uns einen weiteren Kaffee in unserer „alten Station“ und vorbei an der mittlerweile stark gealterten „Lisa“ (ein süßer Bullterrier, der uns die letzten Jahre immer freudig am Wegesrand begrüßt hat) nehmen wir den heutigen Berg in Angriff. Erstaunlich schnell erreichen wir die Bushaltestelle und nach einer kurzen Pause geht es weiter Richtung Negreira. Nach Ponte Maceira gibt es ein paar Stellplätze für Wohnmobile, hier machen wir eine Rast und es gibt die erste Mahlzeit des Tages. Die Kilometer bis Negreira ziehen sich, aber schließlich stehen wir vorm „El Carmen“, drinnen Licht, perfekt! HALT!!!! Leider nein, die Kneipe ist offen, aber die Unterkunft wegen Corona zu und in ganz Negreira wohl auch keine Möglichkeit unterzukommen. Die Besitzerin telefoniert jedoch rum und so finden wir doch noch ein Zimmer, nicht günstig, aber frisch renoviert und wirklich sehr schön! Casa Neboa, 68,00 € und unten im Gebäude ein kleines Restaurant/Kneipe, wo wir nach harten > 30 km den Tag bei Tinto und Käse ausklingen lassen.

(C) In der Touristeninfo erhalten wir eine Informationsseite voll mit Adressen für Übernachtungen. Welche Unterkünfte geöffnet sind, das kann uns die Dame leider nicht sagen. Die Telefonnummern stehen mit dabei, man könne unterwegs anrufen und fragen. Wir lassen es auf uns zukommen.
Aber es nicht klar, dass teilweise Abschnitte mit 50 Kilometern Abstand erst eine nächste Möglichkeit zur Übernachtung bietet, wie wir unterwegs noch feststellen werden. Auch für mich läuft der erste Pilgertag gut an. Der Negreira Berg kommt gar nicht mal so schwer rüber, wie mir das aus 2019 noch in Erinnerung ist. Die Etappe zieht sich aber zum Schluss ordentlich bis auf 32 Kilometer und kurz vor Negreira machen wir vor einem Campingplatz halt und geben uns einer Fressorgie mit den mitgeschleppten Lebensmitteln hin. Halt noch nichts gegessen, das artet aus.
Unterwegs ist nichts los, noch keine Pilger zu sehen. Da El Carmen leider geschlossen hat, lassen wir uns von ihr eine Übernachtungsmöglichkeit empfehlen. Das Casa Neboa wird also angesteuert und ich muss sagen, das Haus ist sehr gepflegt und geschmackvoll eingerichtet., das kann man genießen. In diesen Zeiten zieht uns leider nichts in die städtischen Herbergen. Es ist ja noch sehr kalt und die Pandemie noch in vollem Gange… Private Herbergen wären sicher eine Alternative, aber die Saison beginnt bei den meisten Alberguen erst Ende März / Anfang April.


Sonntag, 20.02.22

(C) Nachdem wir gestern Abend noch die nächste Etappe mit Unterkunft vorausgeplant haben, stellen wir fest, dass zwischen Logoso und Negreira nichts geöffnet hat, wo wir übernachten könnten. Es ist ja nicht die erste Reise, die wir um diese Jahreszeit hier machen, aber durch Corona ist nun alles verändert. So müssen wir leider heute ein Taxi nehmen, das uns bis nach Olveiroa bringt. „Hermosa“ Maria, unsere Wirtin, ist so lieb und bestellt uns eins für 11:00 Uhr. Der Urlaub wird immer „urlaubhafter“, wir schlafen an diesem Morgen erst mal aus und gehen um 9:00 Uhr zu einem komfortablen Frühstück nach unten. Anschließend kaufen wir vorsorglich alles ein, da wir vermuten, dass wir in Logoso keine Möglichkeit mehr dazu haben werden.
Das Taxi kommt pünktlich, wir unterhalten uns mit der Fahrerin über die derzeitige Situation. Sie wirkt besorgt, da sie denkt, wir würden die Alberge in Olvreiroa ansteuern. Als wir aber mitteilen, dass wir den Rest zu Fuß nach Logoso antreten, um dort in die private Alberge einzukehren ist sie sichtbar erleichtert… Erleichterung verschafft ihr auch das Öffnen des Fensters auf der Fahrerseite, denn wir sind bis zum Rand voll mit Knoblauch. Darauf angesprochen lacht sie, ja, das wär schon ziemlich streng! Von Olveiroa sind es noch ca. 6 Kilometer zu Fuß. Die Landschaft ist schön und das Wissen, dass wir bald dort sind, macht es auch.
In Logoso angekommen, ist niemand vor Ort, bei dem wir einchecken können. Man darf aber in die Herberge und sich schon einmal ein Bett aussuchen, wir entschließen uns für ein kleines 4-Bett-Zimmer (Stockbetten). Das Haus ist eiskalt und gefühlte 10 Grad. Da das Gemäuer meterdick ist, nutzt der kurzfristig angefeuerte Kamin unten in der Küche nicht viel, um die kleinen Heizkörper genügend lang zu erhitzen. Na ja, so ist es halt im Winter auf dem Camino. Ich kümmere mich um das Essen und wir sitzen noch ein bisschen vor dem angefeuerten Kamin, um unsere Knochen aufzuwärmen. Im Laufe des Nachmittags kommen doch noch 6 weitere Pilger dazu. Man merkt, dass alles im weiten Umkreis geschlossen hat.
Später trinken wir beim Hausherr in der Kneipe noch einen Tinto und gehen zeitig ins Bett. Was will man bei der Kälte im Haus auch machen… da ist es im Schlafsack noch am Angenehmsten. Es gibt auch dicke Wolldecken, von denen ich gleich zwei nutze. Da ich jede Menge Strickzeug dabei habe, wird es mir auch nicht langweilig.


Montag, 21.02.22

(C) Heute zieht es uns früh nach draußen und wir sind um 7:30 Uhr unterwegs. Leider versäume ich, meine Regensachen, insbesondere die Regenhose, anzuziehen und aus dem leichten Nieseln wird eine Dauerdusche. Fluchend laufe ich bis zum Unterstand von Hospital (das kleine gelbe Häuschen) und stülpe den Rucksack von innen nach außen. Ich bin total durchnässt und muss mich umziehen. Das kann passieren. Wir machen noch schöne Bilder von den riesigen Schuhen, in die man sich stellen kann und trinken im Café um die Ecke unseren Kaffee, bevor wir uns wieder los machen.
Der Regen hat aufgehört und die Sonne scheint. Ein paar Kilometer weiter wollen wir nochmal in einer Bar etwas trinken, bevor es wieder weiter geht.
Mir fällt das Laufen mit dem Gepäck heute sehr schwer und einen Ort weiter beschließe ich, mit dem Taxi und den beiden Rucksäcken vorzufahren. Ich habe über Booking ein schönes Appartement mit Küche, Bad und tollem Seeblick gebucht. In Muxia angekommen, muss ich nicht lange warten und kann bereits einchecken. Zwei Tage wollen wir bleien und die wunderschöne kleine Küstenstadt genießen.
Nachmittags ist das Wetter traumhaft und so testen wir die neue Drohne das erste Mal am Strand. Die Drohnen-Filme sind der Hit.
(R) Einschub Rü: Nachdem Conny mit rasselnden Bronchien im Taxi entschwunden ist, mache ich mich mit kleinem Rucksack auf den Weg. Ein Baguette, ein Apfel, eine Dose Cola zero sind meine Begleiter und so geht es durch Eukalyptuswälder dem Ziel zu. Selten hab ich in meinem Leben dermaßen gelitten wie auf den letzten 5 Kilometern! Hätte ich die Sachen nicht mitgehabt, ich weiß nicht, ob ich in Muxia angekommen wäre. Dazu ist es auch sonnig und die letzten beiden Steigungen sind schon übel… auf dem letzten Loch pfeifend komme ich schließlich an, dankbar, dass das Zimmer schon bezogen ist.
Witzig: Ich habe das Gefühl, mit dem großen Rucksack besser zu laufen als mit einer Handtasche mit Trägern. Man hat irgendwie mehr Stabilität in der Brustwirbelsäule und die Hände finden Halt in den Schlaufen, die ich dafür extra angebracht habe.


Dienstag, 22.02.2022

(R) Nach einer angenehmen Nacht gehen wir erstmal einen starken Kaffee trinken. Ein schwarzer Hund wird am Nachbartisch mit Apfel und Leckerlis abgefüttert und findet das natürlich gut.
Zurück auf dem Zimmer packen wir die Drohne ein, es soll sozusagen der Jungfernflug stattfinden. Und wie… tatsächlich ist das gar nicht so schwierig, man muss sich nur immer wieder in Erinnerung rufen, was welcher Steuerknöppel bewirkt. Solange genug Platz ist, eigentlich nicht schwer! Dazu kommen verschiedene Flugmodi, die kleine Sequenzen filmen. Connys Favorit „Drohnie“: Unterlegt mit etwas Musik sieht das schon richtig professionell aus! (Nebenbei stellen wir fest, dass täglich um 15.15 Uhr ein Bus nach Santiago fährt.)
Jetzt packt uns der Ehrgeiz, es soll oben am tosenden Meer „Footage“ geschossen werden… Oh, oh oh, das hätte dann fast das Ende der Drohne bedeutet, da es sehr stürmisch ist und das Teil fast ins Meer gestürtzt wäre.
Nach all der Aufregung gibt es Salat und etwas Huhn, bevor wir die tolle Aussicht mit dem beginnenden Sonnenuntergang genießen.


Mittwoch, 23.02.2022

(R) Heute geht es zurück nach Santiago. Bevor der Bus kommt, mache ich noch einen kleinen Hafenrundgang, während Conny einen Kaffee zu sich nimmt.
Der Bus kommt in letzter Zeit immer am Bahnhof an, von da sind es ca. 800m bis zum Hotel. Nachdem alles im Zimmer verstaut ist, geht es in die Altstadt zum „Froiz“ einkaufen und anschließend auf ein paar gute Tinto. Hier hatten wir eine lustige Begegnung mit einer Straßensängerin, die mir ihre Gitarre in die Hand drückte…
Beim nächsten längeren Urlaub muss jedenfalls eine Instrument mit, das hab ich mir fest vorgenommen.


Donnerstag, 24.02.2022

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