Equipment

Hier finden sich Einschätzungen der Sachen, die wir bei unseren Unternehmungen nutzen. Völlig subjektiv und alles selbst gekauft…
Diese Seite wird ständig erweitert, also immer mal reinschauen. Wir freuen uns auch über Alternativvorschläge, Anregungen etc.

Überlegungen allgemeinerer Natur.

Je mehr Kilometer man zurücklegt, desto mehr wird einem klar, dass man in aller Regel viel zu viele Sachen dabei hat. Dabei ist gerade die Reduktion auf das Wesentliche das, was auf langen Strecken mit vielen Höhenmetern im wahrsten Sinne des Wortes ins Gewicht fällt. Das Netz ist voll von Trick und Tipps, vom abgesägten Zahnbürstenstiel bis zum ultralight Göffel aus Titan.
Von daher soll dies auch keine weitere Packliste werden, sondern sich eher grundsätzlicher dem Thema widmen. Da wäre zu allererst die Überlegung, wo man denn nun möglichst viel Gewicht ohne großen Aufwand sparen kann. Anwort: Bei den Hauptteilen, die man auf einer Reise dabei haben muss, nämlich Rucksack, Schuhe, Schlafsack.
Idealerweise schon beim Kauf, so fallen beim „Abspecken“ keine zusätzlichen Kosten an. Aber wo bringt eine Gewichtsersparnis am meisten?

Schuhe
Auch hier ist die Antwort einfach: Bei den Schuhen, da diese Masse ständig bewegt werden muss. Interessanterweise ändert sich mit der Schuhwahl auch die Aktivierung der Muskulatur (inbesondere bergauf): Wanderschuhe mit hohem Schaft weisen eine hohe Aktivierung des Tibialis anterior auf, ebenso eine etwas höhere Belastung des Biceps femoris, jeweils im Vergleich zu „normalen“ Trekkingschuhen1.
Hat man also öfter Probleme mit der Vorderseite seiner Unterschenkel, könnte man hier schon vorbeugend einen niedrigen Schuh wählen, der logischweise auch weniger Gewicht hat, da ja i.d.R. weniger Material verarbeitet wird. Der momentane Trend geht wohl nicht ganz zu Unrecht zu Trailrunnern, allerdings hat man hier auch Nachteile in Kauf zu nehmen. Wenig Unterstützung für den Knöchel, weichere Sohle und vor allem die bei schlechter Witterung unzureichende Schutzwirkung vor den Elementen.
Zudem gilt es immer auch das Terrain zu bedenken, bei Gebirgswanderungen sind die Anforderungen eben andere als bei einem Camino.
In den Sommermonaten würde ich persönlich einen leichten Trailrunner bevorzugen, am besten mit orthopädisch angepassten Einlegesohlen. Schon 100 g weniger an den Füßen machen einen Unterschied, man bedenkt wieviel Schritte für 25 km notwendig sind….

Rucksack
Der zweite wichtige Ausrüstungsgegenstand bietet ebenfalls die Möglichkeit, einige hundert Gramm einzusparen. Mittlerweile hat sich ein ganzer Geschäftszweig darauf spezialisiert, möglichst leichte Daypacks, Mehrtagesrucksäcke etc. anzubieten. Hier gleich der Hinweis: Die Herstellerangaben sind oft sehr optimistisch, unbedingt selbst nachwiegen! Meist wird das Gewicht für die kleinste Größe angegeben, zum Teil fehlen sogar die Gurte oder es wird alles abgebaut, was man abmachen kann…
Gute Mehrtagesrucksäcke, die unter 1200g wiegen und die auch ensprechend beladen werden können, gibt es nicht wie Sand am Meer. Insbesondere der Tragekomfort leidet bei etwas schwereren Lasten gewaltig. Wer mit > 6 kg unterwegs ist oder sein will, für den ist superlight eine Option, dazu bedarf es aber einiger Anstrengung und ob das Verhältnis Gramm/Euro dann noch stimmt, muss jeder selbst entscheiden.
Der beste Kompromiss wird wohl eher sein, auf die letzten Milligramm zu verzichten, auch der Haltbarkeit zuliebe. Ultraleicht bedeutet i.d.R. fast immer dünnere Materialien und selbst wenn diese richtig vom Hersteller gewählt und verarbeitet (!) werden, sollte doch ein wenig mehr aufpassen.
Übrigens: Probleme mit Parästhensien scheinen relativ häufig, insbesondere bei langen Strecken, allerdings scheint das Rucksackgewicht nicht signifikant dazu beizutragen2. Plexus brachialis Schädigungen bzw. Irritationen sind allerdings eher zu erwarten, wenn die Lasten mit einem falschen Rucksack getragen werden3. Meine Vermutung ist, dass insbesondere schmale Träger bei gewichtsoptimierten Backpacks in Verbindung mit zu hoher Beladung zu Beschwerden in diesem Schulterkomplex führen.
Die Empfehlungen für Damen bei kurzen Wanderungen: Keinesfalls mehr als ca. 30% des eigenen Körpergewichts mitschleppen, halte ich persönlich als immer noch für viel zu hoch: Allerdings weist diese Studie auch darauf hin, dass bei mehr als 1/5 des Körpergewichtes das Leiden losgeht, bei einer Streckenlänge von 8 km: „Although HR was not significantly affected by load mass or walking distance, increasing load mass and distance significantly affected posture, RPE and discomfort of the upper body.“4
Dabei muss der Unterschied beim Gewicht des Rucksackes gar nicht mal so groß sein: 5 kg scheinen da schon ordentlich was auszumachen auf etwas längeren Strecken, wobei diese 5 kg sogar nur etwas über 15% der Gesamtlast in dieser Studie betragen5. Was mich interessieren würde… wie in aller Welt haben die die Rektaltemperatur bei der Studie während des Marsches gemessen… mit einem Bratenthermometer? 🤣🤣🤣

Schlafsack
(R) Ist man in der Hauptsache „indoor“ abends unterwegs, dann braucht es keinen Ganzjahres Sack. Allerdings ist Vorsicht geboten: Über Winter sind z.B. in Portugal und Spanien die Herbergen oft nicht oder nur sehr wenig beheizt. Nichts ist unangenehmer, wenn man einen Tag im Regen verbracht hat und dann frierend in einem Stockbett auf den Morgen wartet. Im Sommer reicht eigentlich ein Hüttenschlafsack, sofern man sich mit den vorhandenen Decken anfreunden kann…. (kann ich leider nicht).
Immer wieder ist ja auch von Bettwanzen die Rede, auf allen Reisen hatte ich noch nicht das „Vergnügen“, da ich immer im Schlafsack nächtige. Wenn man kein Problem mit Wurstpellenfeeling hat, sollte man immer zur kleineren Größe greifen, diese ist nicht nur leichter, sondern der Innenraum, der erwärmt werden muss durch die eigenen Körperwärme ist auch erheblich kleiner.
Wie gut ein (Daunen-) Schlafsack isoliert hängt vor allem von der Menge des Füllmaterials ab: „The fill weight was the most important factor of thermal resistance of sleeping bag[…]6. Wobei sicherlich auch noch weitere Faktoren außerhalb der Laborbedingungen eine große Rolle spielen: Wir gut kann die Faser mit Feuchtigkeit umgehen, wie schnell transportiert sie diese nach außen? Wie ist der Schlafsack verarbeitet, überlappen sich die einzelnen Isolierschichten? Nutze ich den Schlafsack innen oder auch im Freien? Schon minimaler Wind verändert die Wärmverteilung und Abgabe ja nach Verarbeitung: „[…] under tiny wind velocity condition, the thermal insulation of the Sewn-Through structure was the worst, while the V-tube shared the most warmness among the samples with a similar porosity.“7. Will sagen: Schon die Art der Nähte haben Einfluß, wie warm es innen ist.
Was das „Leistungsgewicht“ angeht, ist Daune allerdings unschlagbar und immer noch erste Wahl bei arktischen Temperaturen oder wenn es extrem leicht mit minimalem Packmaß sein soll.
Für Caminos würde ich jedoch einen 2-Season Bag mit Synthetikfüllung bevorzugen, verbunden mit einem Seideninlet. Das Setup ist belastbar und nimmt auch mal eine etwas gröbere Behandlung nicht krumm.
Zum Schluss auch hier der Hinweis, dass man den angegebenen Herstellerangaben nur bedingt trauen kann. Am besten selbst nachwiegen. Leider ist auch den Temperaturangaben nicht wirklich viel Wert beizumessen, da zum einen das individuelle Kälteempfinden ausschlaggebend ist und zum anderen keine Hersteller übergreifenden Standards angewandt werden. Somit kann man Schlafsäcke unterschiedlicher Anbieter leider nur schwer miteinander vergleichen.


1Schwameder, Hermann & Kraft, Susanne & Alexander, Nathalie. (2017). Lower extremity muscle activities and gait kinematics in hiking using trekking shoes and high-cuff hiking boots.

2Boulware DR. Backpacking-induced paresthesias. Wilderness Environ Med. 2003 Fall;14(3):161-6. doi: 10.1580/1080-6032(2003)14[161:bp]2.0.co;2 . PMID: 14518626 .

3Hadid A, Belzer N, Shabshin N, Zeilig G, Gefen A, Epstein Y. The effect of mechanical strains in soft tissues of the shoulder during load carriage. J Biomech. 2015 Nov 26;48(15):4160-4165. doi: 10.1016/j.jbiomech.2015.10.020 . Epub 2015 Nov 2. PMID: 26542788 .

4Simpson KM, Munro BJ, Steele JR. Effect of load mass on posture, heart rate and subjective responses of recreational female hikers to prolonged load carriage. Appl Ergon. 2011 Mar;42(3):403-10. doi: 10.1016/j.apergo.2010.08.018 . Epub 2010 Sep 25. PMID: 20870217 .

5Shoenfeld Y, Udassin R, Shapiro Y, Birenfeld C, Magazanik A, Sohar E. Optimal back-pack load for short distance hiking. Arch Phys Med Rehabil. 1978 Jun;59(6):281-4. PMID: 666559 .

6An, Yuying & Xu, Guangbiao & Shen, Hua. (2021). Factors influencing thermal resistance of a down sleeping bag. International Journal of Clothing Science and Technology. ahead-of-print. 10.1108/IJCST-05-2020-0071 .

7An, Yu-Ying & Tu, Le-Xi & Shen, Hua & Xu, Guang-Biao & Zhang, Guang-Rui & Zhu, Han-Qi & Wang, Hong-Chang. (2021). Numerical simulation and validation on heat transfer of four structures of sleeping bag. International Communications in Heat and Mass Transfer. 129. 105707. 10.1016/j.icheatmasstransfer.2021.105707 .

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